Feb 22: Auf dem Gartenschaugelände sind Biberspuren gefunden worden. Wie geht die Gartenschau damit um und was muss beachtet werden?

Auf dem Gartenschau­gelände ist der Biber los

Wir begrüßen den ersten Gartenschaubesucher

Auf dem Gartenschaugelände ist was los. Und das sind nicht nur Bagger, Maschinen und Bauarbeiter, sondern auch der erste heimliche Besucher hat sich eingeschlichen. Seine Spuren lassen sich seit einiger Zeit in Form von angenagten Ästen und Baumstämmen am Ufer der Eyach entdecken, denn der Biber ist aus Bayern über die Donau nach Baden-Württemberg eingewandert. Biberbauten in der Region sind in Nusplingen, Oberdigisheim, Ratshausen, Schömberg, Straßberg, Albstadt, Burladingen, Haigerloch, bzw. an den Gewässern, der Oberen Bära, Schlichem, Schmiecha oder Schmeie, Lauchert, Fehla und der Starzel bekannt.

Wir von der Gartenschau freuen uns natürlich über jegliche Arten, die wir bei uns Willkommen heißen dürfen. Es signalisiert, dass den Tieren trotz der Nähe zur Innenstadt naturnahe Lebensräume geboten werden und der Artenschutz -die Erhaltung und die Vielfalt- dadurch gewahrt werden kann. Auch auf dem Gelände und im Ausstellungsjahr soll diesen Tieren besondere Aufmerksamkeit zuteil werden.

Die Spuren in Balingen selbst rühren von der Nahrungssuche her. Der Biber ist nämlich ein reiner Vegetarier und ernährt sich vor allem im Winter hauptsächlich von Rinde und jungen Ästen. Es kann daher auch schon mal vorkommen, dass junge Bäumchen dadurch gefällt werden. Das Holz wird dann nicht nur als Futter genutzt, sondern auch, um die berühmt-berüchtigten Dämme und Biberbauten zu errichten. In diesen wohnen die monogamen Biber mit ihren Familien, deren weibliche Artgenossen jährlich ca. 1-3 Junge zur Welt bringen. Nach ca. zwei Jahren müssen die Jungtiere das Revier verlassen, um sich ein eigenes und unbesetztes Revier zu suchen.

Hier in Balingen haben wir vermutlich ebendiesen Fall der reviersuchenden Jungbiber, da die Nagespuren sich auf kleine Bäumchen und Sträucher beschränken und dadurch einen Hinweis auf reine Futtersuche geben. Dass derzeit auch kein Biberbau bekannt ist, unterstützt diese Annahme.

Das Revier eines Bibers erstreckt sich – je nach Nahrungsvorkommen, mit Fokus auf die Winternahrung – über 0,5- 6km. Die ersten hiesigen Biberspuren wurden Mitte 2021 an Eyach und Steinach in Balingen, sowie in den Stadtteilen Dürrwangen und Frommern entdeckt. Der Innenstadtbereich sowie das Gartenschaugelände selbst, wird voraussichtlich aus Bibersicht nicht von besonderem und dauerhaftem Interesse sein. Der Bereich der nördlicheren Eyach, ab dem Naturfreundehaus ist da allerdings ein anderes Thema. Die geschützten Tiere orientieren sich bei der Reviersuche neben dem Nahrungsvorkommen nämlich auch am Gewässer. Hier muss eine gewisse Wassertiefe vorhanden sein, zudem müssen die Uferbereiche gute Möglichkeiten zur Eingrabung des Baus bieten. Schliesslich muss der Eingang eines Biberbaus immer unter Wasser liegen. Dadurch schützen die Biber ihre Jungtiere vor Fressfeinden. Desweiteren bewegt sich der Biber lieber im Wasser fort als über Land, was ebenfalls den benötigten Wasserpegel zur Erreichung der Nahrungsplätze und zum Transport der Äste erklärt. Ist dieser Wasserstand natürlich nicht gegeben, baut der Biber einen Damm, um künstlich den Pegel anzuheben und somit das Leben der Familie zu sichern.

 

Biber unter strengem Naturschutz

Im Januar hat eine Geländebegehung mit den Beteiligten des Teams der Gartenschau, der zugehörigen örtlichen Bauüberwachung, sowie dem Biberbeauftragten des Zollernalbkreises Heinz-Dieter Wagner stattgefunden, mit welchem die Stadt Balingen in engem Kontakt steht.

Betroffene Bürger sollten bei sämtlichen Konflikten mit dem Biber, wie z. B. Nagespuren an Gehölzen, bzw. Vernässung von Grundstücken durch einen Biberdamm keine Selbstversuche durchführen, sondern sich immer an die Naturschutzbehörde des Landratsamtes wenden.

 

Maßnahmen der Stadt

Seitens der Stadt werden derzeit keine Maßnahmen vorgenommen, jedoch steht das Verhalten des Bibers im Innenstadtgebiet unter Beobachtung. Mehren sich die Spuren des Nagers und wertvolle Gehölze werden gefährdet, insbesondere auch im Hinblick auf die bevorstehende Gartenschau, gibt es naturschutzverträgliche Möglichkeiten die Gehölze zu schützen. Das heißt, die Stämme erhalten einen Nagerschutz in Form einer Maschendrahteinzäunung oder eines Abwehranstrichs. Die erforderlichen Materialien können über ein EU-Programm zum Schutz des Bibers bezogen werden.

Diese Möglichkeit haben auch betroffene Privatpersonen über den Weg der Naturschutzbehörde des Landratsamtes. Die Stadt Balingen wird hierfür im Bauhof einen kleinen Vorrat einrichten.